Gleichberechtigte Elternschaft

Liebe, Stressmanagement | 15. September 2023

Gleichberechtige Elternschaft ist zunächst einmal eine Haltung. Jene Haltung bedeutet ein gegenseitiges Interesse am Wohlbefinden beider Partner:innen beziehungsweise die gemeinsame Arbeit daran, dieses Wohlbefinden herzustellen. Klingt einfach – ist es aber nicht. Das beiderseitige Wohlbefinden mag nicht von heute auf morgen gelingen. Wichtig ist, dass beide jenen Wert anerkennen und angehen. Mitunter bestehen empfundene Ungleichgewichte, die jedoch bearbeitet werden können und keinesfalls ausgehalten werden müssen. Ungleichgewichte können beispielweise durch Aufgaben, Rollen oder Mental Load (mentale Belastung durch Alltagsaufgaben, Verantwortung für Familie und Haushalt, Pflege von Beziehungen sowie Fürsorge hinsichtlich von Befindlichkeiten und Bedürfnissen in der Familie) entstehen. Eltern sind in diesem Sinne, vergleichbar mit anderen (unromantischen) Kontexten, Partner:innen. Als Partner:innen ist es die Aufgabe von Eltern, gemeinsam für beide ein passendes Modell ihrer Elternschaft zu kreieren.

Ungleichgewicht gleich Ungleichgewicht?

Gleichberechtigte Elternschaft bedeutet in diesem Sinne nicht, dass alles gleich verteilt sein muss. Von außen betrachtet kann es sogar so aussehen, dass Rollen, Aufgaben oder Zuständigkeiten sehr ungleich aufgeteilt sind, der eine scheinbar viel mehr übernimmt als der andere. Die (vorschnelle) Bewertung von außen kann dann am tatsächlichen Empfinden des Paars beziehungsweise der Eltern vollkommen vorbeigehen. Das Paar mag ihre Elternschaft mitunter gar nicht als ungerecht verteilt empfinden. Außenstehende mögen ein Ungleichgewicht wahrnehmen, trotz dessen sich beide wohlfühlen. Unter anderem kann dies daran liegen, dass beide Elternteile unterschiedliche Bedürfnisse haben oder andere Grenzen bekunden, die sie aushalten mögen. Und wenn einer nun doch ein Ungleichgewicht empfindet, bedeutet eine gleichberechtigte Elternschaft, dass darüber gesprochen wird, um wieder eine Veränderung zu kreieren. Eine Veränderung, mit der sich beide wieder wohlfühlen.
Es mag banal klingen, vor allem wenn es sich bei Eltern um Liebespaare handelt, aber die Grundvorrausetzungen für eine gleichberechtigte Elternschaft sind Zugewandtheit und Offenheit. Dies gilt natürlich auch für Eltern, die nicht (mehr) als Liebespaar leben, aber dennoch Eltern sind und ihre Verantwortung hinsichtlich ihrer Kinder wahrnehmen wollen.

Was bedeutet Zugewandtheit?

Zugewandtheit bedeutet in erster Linie, mit seinem Fokus im Hier und Jetzt zu sein, nämlich beim Partner bzw. der Partnerin, und eben nicht an die nächste Sache oder Erledigung zu denken. Durch Zugewandtheit zeige ich mein Interesse an deinem und unserem Wohlbefinden als Eltern.

Offenheit ist essenziell!

Sind Eltern zugewandt und teilen jene Haltung einer gleichberechtigten Elternschaft, ist der nächste Schritt, dass Partner:innen ihre Elternschaft mit einer offenen Kommunikation ausfüllen. Schon dies kann eine große Herausforderung sein. Durch unsere vielfältigen Erfahrungen aus der Familien- und Paarmediation wissen Nicole und ich, dass Partner:innen sich nicht immer trauen, Themen oder Bedürfnisse oder Grenzen gegenüber dem bzw. der anderen anzusprechen. Hemmend wirken an dieser Stelle Glaubenssätze über sich selbst, aber auch Glaubenssätze über den Partner bzw. die Partnerin. Das berühmte Kopf-Kino geht los: „Was denkt der andere über mich, wenn ich das anspreche?“, „Sollte ich mich besser zurücknehmen?“, „Stimmt mit mir etwas nicht?“, „Ich darf das nicht!“, „Ich möchte nicht verletzen.“ In den Mediationen helfen dann zunächst Einzelgespräche, damit essenzielle Themen, Bedürfnisse oder Grenzen auf den Tisch kommen. Denn das mutige „Auf-den-Tisch-Kommen“ ist enorm wichtig für eine gleichberechtigte Partnerschaft. Als Mediator:innen unterstützen wir dann, wie der- oder diejenige die eigenen Standpunkte ansprechen kann. Anders gesagt: Die offene Kommunikation ist grundlegend! Bei dem Versuch, die Last des jeweils anderen zu verstehen, helfen zwei einfache Fragen: Wie geht es dir? Wie geht es mir? Gleichberechtigte Partner:innen wollen sich sehen und wertschätzen.

Gleichberechtigte Elternschaft braucht Kreativität

Eine Partnerschaft - zunächst zwei Standpunkte

Offenheit bedeutet aber auch, dass zunächst beide ein Recht auf ihren Standpunkt haben. Haben beide Partner:innen unterschiedliche Standpunkte, gilt es, diese nicht gleich zu bewerten oder noch vielmehr, den anderen aufgrund des geäußerten Standpunktes abzuwerten. Auch das klingt in der Theorie einfach – ist es aber in der Praxis einer Partnerschaft nicht. Oftmals fühlen sich Partner:innen durch eine Äußerung angegriffen oder sehen ihr eigenes Wohlbefinden in Gefahr. Gleichberechtige Partnerschaften gehen dann einen Schritt weiter, denn die oben beschriebene Haltung besagt, dass beide ein Interesse am beiderseitigen Wohlbefinden haben. Dieses Wohlbefinden soll für beide wiederhergestellt bzw. erreicht werden.

Auf die Frage „Was kann ich tun, damit es dir wieder besser gehen kann?“ mag es nicht sofort eine Antwort geben.

Mitunter fällt es auch demjenigen, der gerade zufrieden ist, schwer, seine Komfortzone zu verlassen. Gleichberechtigte Partnerschaften nehmen sich jedoch die Zeit, eine für beide passende Lösung als Eltern zu kreieren. Vertrauen untereinander und Vertrauen in das Unbekannte sind an dieser Stelle hilfreich. Im Vordergrund steht dann nicht das eigene Ego, dass sich schützen möchte, sondern die Neugierde nach einer gemeinsamen Idee fürs gegenseitige Wohlbefinden. Oder anders gesagt: Beide sind miteinander heiß auf der Suche. EURE LÖSUNG muss nicht sofort da sein, aber ihr begebt euch auf die Suche. Mitunter ist dies ein längerer Prozess, bei welchem ihr spürt, füreinander da zu sein.

Und wir?

Auch Nicole und ich haben im Laufe unserer Liebesbeziehung und Elternschaft schon so manch einen aufreibenden und anfänglich hoffnungslos erscheinenden Prozess durchgemacht. Mitunter entstanden Krisen. Selbstverständlich sind auch wir in jene Muster verfallen, in die Menschen rutschen, wenn sie sich bedroht fühlen. Kennst du das auch, dass du entweder flüchtest, angreifst oder in eine Art Starre verfällst, sobald du eine Bedrohung durch den anderen wahrnimmst? Nicole und ich sind uns unseres jeweiligen Musters bewusst. Nicole hat ihr typisches Muster, ich habe mein typisches Muster. Aber wir sind den beschriebenen Weg gegangen, für sich selber und für den anderen. Ich weiß, wie Nicole sich verhält, und Nicole weiß, wie ich mich in bestimmten Situationen verhalte.

Waldwandern

Gemeinsam Spazierengehen

Gegenseitig können wir uns unterstützen, einen gemeinsamen Weg zu finden. Tatsächlich gelingt uns das meist durch Wanderungen oder Spaziergänge in der Natur. Nicht nur, dass durch das Sein in der Natur alle Sinne angeregt werden, auch konnten wir im Nachgang zumeist wahrnehmen, dass die freie Bewegung in der Natur einen Einfluss auf unsere Gedanken hatte. Oder anders gesagt: Das einfache Spazierengehen scheint unsere Kreativität anzuregen. Nicole und ich haben immer wieder festgestellt, dass wir herausfordernde Gespräche einfacher in der Bewegung führen können, als wenn wir uns gemeinsam an einen Tisch setzen. Als Eltern, die gleichberechtigt leben wollen, haben wir jene Krisen angenommen und sind durch diese hindurch gegangen. Es sei gesagt, dass dies nicht immer einfach für jeden von uns war. Am Ende war es aber immer genial und eine Bereicherung für uns beide, eine gemeinsame Lösung kreiert zu haben. Manchmal justierten wir nach. Wohlbefinden und Glück stellten sich wieder ein.


Klingt das verführerisch und machbar? Wollt ihr heiß sein? Seid ihr gespannt auf EURE LÖSUNG?


Für ein bewusstes Leben und Lieben


Deine Nicole und Dein Marcus

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