Stress scheint zum Leben dazu zu gehören. Aus unserem Leben ist er kaum wegzudenken. Ja, auch ich habe trotz meiner Ausbildung zum Trainer für Stressmanagement in meinem Alltag immer wieder Stress, oder besser gesagt: Ich erlebe stressige Situationen. Und wenn ich dich an dieser Stelle befragen könnte: Vermutlich würdest du es bejahen, dass stressige Situationen auch in deinem Alltag eine Rolle spielen. Stress gehört irgendwie dazu. Wenn es um das Thema Stress geht, dann geht es vor allem auch um deinen Körper und dein Mindset.
Eustress ist in Ordnung
Zuerst einmal: Dass es Stress gibt, ist vollkommen in Ordnung. Wer unter Stress jedoch leidet, mag diese Aussage vielleicht nur schwer annehmen können. Zu unterscheiden sind jedoch die beiden Formen Eustress und Distress. Wobei es sich beim sogenannten Eustress um einen weitestgehend positiven und beim sogenannten Distress um eine negative Form von Stress handelt.
Stress integrieren
Dementsprechend bedeutet ein Stress akzeptierender und integraler Ansatz nicht „kein Stress“, sondern „weniger Stress“ und ein „anderes Stresserleben“ bzw. ein „anderer mentaler Umgang mit stressig erlebten Situationen“.
Wie kann es dir nun gelingen, Stress bzw. stressig erlebte Situationen in dein Leben zu integrieren? (Diese Frage klingt womöglich erst einmal komisch und irritiert dich, da du ja eigentlich Stress loswerden magst.)
Also: Zum einen indem du dir akzeptierend bewusst machst, dass Stress da sein darf und jener sogar eine positive Bedeutung in deinem Leben hat. Hier ist die Rede vom Eustress. Ich vermute, dass du (positiven) Eustress aus deinem Leben kennst: In jenen stressig erlebten Situationen hat dir der Stress geholfen, bestimmte Herausforderungen zu meistern. Der Stress hat bei dir körperliche Reaktionen ausgelöst, die dich leistungsfähig und konzentriert gemacht haben. Stress bedeutet nämlich eine körperliche Aktivierung. Per se ist diese kurzfristige Aktivierung nicht gesundheitsschädlich. Erkenne also Stress in Form von Eustress an! Vielleicht kannst du sogar dem Stress und deinem Körper, nämlich weil er in der Lage war, jene Herausforderungen zu meistern, danken.
Stressige Phasen sollten ein Ende finden
Wichtig ist jedoch, dass diese Phasen des Stresserlebens immer wieder ein Ende haben, du eine Entspannung finden kannst. Bleibt der Stress hingegen dauerhaft oder die Phasen der Entspannung sind nicht mehr ausreichend, um deinen Körper wieder runterzubringen, dann wird aus dem positiven Eustress negativer Distress, weil gesundheitsgefährdender Stress. Distress ist dauerhaftes Stresserleben oder auch Stress aufgrund von Herausforderungen, die du nicht leisten kannst. Beispielsweise wenn dich Aufgaben, Anforderungen oder Situationen permanent überfordern. Dies kann im beruflichen wie im privaten Leben sein. Zum Runter-Bringen gehört nämlich ebenso, Erfolge zu haben, Erfolge zu genießen, Erfolge zu feiern. Überfordern dich Aufgaben permanent, kannst du keine Erfolge feiern. Bleibt die so wichtige Entspannung aus, steht dein Körper kontinuierlich unter dem stark erhöhten Einfluss der Hormone Cortisol und Adrenalin. Wenn diese von deinem Körper nicht mehr abgebaut werden können, wird es gesundheitsschädlich für dich.
Es bedarf also ausreichender Momente, in denen man nicht leisten muss und in denen nichts passiert. Dies sind Momente von Innehalten und Ruhigsein. Ruhe hat eine ganz besondere Kraft auf unseren Körper. Kurzfristig mögen auch Methoden aus der Stressbewältigung helfen, um dich zu regenerieren (Regeneratives Stressmanagement). Ist Distress jedoch ein bestimmender Teil deines Alltags, braucht es anderer Veränderungen im Außen (Instrumentelles Stressmanagement) oder in deinem Lebensstil (Mentales Stressmanagement kombiniert mit Regenerativem Stressmanagement).
Während Eustress also eine förderliche Wirkung auf deinen Körper und dein Handeln hat, bedeutet Distress letztlich eine Überforderung deines Körpers. Dies gilt es, zu unterscheiden und sich genau anzuschauen. Dir fallen sicher klassische Situationen ein, in denen beides der Fall sein kann, beispielsweise im Job, in der Schule, in der Uni, auf dem täglichen Weg zur Arbeit, in der Familie, in der Partnerschaft, unter Kolleg:innen, Freunden und Bekannten.
Was kann deinen Körper noch dauerhaft stressen?
Daneben gibt es aber auch andere Situationen oder Lebensstile, meist hervorgerufen durch bereits existierenden Distress, und damit als Folge, durch die dein Körper dauerhaft gestresst werden kann, zum Beispiel durch unangemessene Ernährung oder unzureichenden Schlaf oder eine unbewusste Nutzung von Medien. Auch ich hatte bereits etliche Phasen, in denen ich Distress kompensiert habe. Eine ganzheitliche Betrachtung deines Lebens lohnt sich an dieser Stelle sehr. Vielleicht nimmst du auch Nahrungsmittel zu dir, die dein Körper eigentlich nicht verträgt oder die er nur schwer verarbeiten kann. Diese schwere Verarbeitung bedeutet für deinen Körper ebenso dauerhaften Stress. Manche Unverträglichkeiten treten offen zu Tage und du weißt um diese. Vermutlich wirst du diese Nahrungsmittel dann auch vermeiden, willst du deinem Körper nichts Schlechtes tun. Manche Unverträglichkeiten sind dir hingegen nicht bekannt und dein Körper hat unentdeckte Entzündungen, weil er permanent eigentlich „Gifte“ zugeführt bekommt. Auch hier lohnt es sich, draufzuschauen, wenn dich Stress in deinem Alltag belastet und du diesen reduzieren magst. Neben den konkreten Nahrungsmitteln lohnt es sich dementsprechend, Essgewohnheiten zu reflektieren. Und auch ein zureichender, erholsamer Schlaf ist enorm wichtig und daher nicht zu vernachlässigen.
Wer trägt die Verantwortung?
Auch wenn die Bedingungen um dich herum nicht die besten sein mögen, trägst letztlich dennoch du die Verantwortung dafür, deinen Körper stressen oder eben nicht stressen zu lassen. Auch wenn du es womöglich im ersten Moment oder derzeit noch nicht wahrhaben magst: Du musst stressig erlebten Situationen nicht ohnmächtig gegenüberstehen. Reflektiere jene Situationen vor allem dann, wenn sie immer wieder in deinem Alltag auftauchen und dementsprechend zu jener gesundheitsgefährdenden Form von Stress, nämlich Distress werden. Sogenannte dysfunktionale Muster, die irgendwann in deinem Leben entstanden sind, kannst du ändern. Erst einmal können Muster dir im Alltag helfen. Sie können dich darin unterstützen, dein Leben, das Leben als Familie, das Leben deiner Kinder gut zu gestalten. Zum Distress werden sie jedoch, wenn sie nicht mehr guttun. Nimm dir dann die Zeit und schau, was du im Rahmen deiner Möglichkeiten tun und verändern kannst.
Veränderung ist der Schlüssel
Die eigene Veränderung ist der Schlüssel. Liegt dir die Bewältigung von Stress am Herzen, dann fange bei dir an. Im Übrigen gilt auch hier das Gesetz der Ansteckung: Bist du gestresst, überträgst du dies auf andere Menschen, sowohl in deinem beruflichen wie in deinem privaten Leben. Dementsprechend gilt umgekehrt, bist du entspannt, überträgst du dies ebenso auf dein Umfeld. Nicht nur Krankheiten können ansteckend sein, sondern auch Verhalten. Du kannst sowohl Situationen konkret im Außen ändern (Schlaf, Ernährung, Organisation deines Tages u.a.) als auch deine Sicht auf die Dinge und deren Bewertungen (Mindset, Glaubenssätze). Wenn du mit deinem Leben unzufrieden bist, solltest du dich auf den Weg machen, Dinge zu verändern.
Magst du dein Leben zum Besseren verändern?
Für ein bewusstes Leben und Lieben
Deine Nicole und Dein Marcus